Die hohe Windraddichte verändert die Westwindwetterlagen
„Die Westwind-Wetterlage, die seit Menschengedenken Nordwesteuropa und Mitteleuropa hinreichend mit Niederschlägen versorgt hat, ist künstlich abgeschaltet worden.“, sagt die Historikerin und Autorin Dagmar Jestrzemski. Sie ist dem Dürreproblem der letzten Jahre nachgegangen und hat dabei eine mögliche überraschende Ursache gefunden. Die Westwindwetterlagen, notwendig für Regen und Pflanzenwachstum, bleiben zunehmend aus. Verantwortlich sieht sie die hohe Windraddichte in Deutschland, die in der unteren Atmosphäre für zunehmende Probleme beim Feuchtigkeits-Transport sorgt:
Rückläufige Windgeschwindigkeiten für Deutschland bezeugen die Ergebnisse einer am 5. Oktober 2020 veröffentlichten Studie der Deutschen WindGuard im Auftrag des Bundesverbands WindEnergie e.V. mit dem Titel „Volllaststunden von Windenergieanlagen an Land – Entwicklung, Einflüsse, Auswirkungen“.
Danach hat sich die mittlere spezifische Nennleistung der Windenergieanlagen (MSN) – gemessen wird das Verhältnis von der Nennleistung der WKA zu ihren Rotorkreisflächen – in Deutschland von 2012 bis 2019 beständig verschlechtert. Und dies, obwohl Windenergie seit 20 Jahren immer effektiver und inzwischen aus Höhen deutlich über 200 m abgeschöpft wird.
Rückgang der mittleren Windgeschwindigkeit
Die Ursache des, für die Windindustrie beunruhigenden Trends ist der seit Jahrzehnten gemessene Rückgang der mittleren Windgeschwindigkeit in Deutschland. Trotz der erhofften Zunahme der Energieausbeute durch die stetig erhöhte Effektivität der Windanlagen sank die MSN in Schleswig-Holstein um etwa 30 %, im Norden um 25 %, in der Mitte um 23 % und im Süden um 26 %.
Konkret handelt es sich um die Abnahme von 420 Watt/qm auf ca. 295 W/qm in Schleswig-Holstein, von 400 auf 300 W/qm im Norden, von 380 auf 270 W/qm in der Mitte und von 380 auf 280 W/qm im Süden Deutschlands.
In der Untersuchung der Deutschen WindGuard zeigt sich eine verhältnismäßig stärkere Abnahme des mittleren jährlichen Windes in denjenigen Regionen, wo der Wind vergleichsweise am stärksten weht und die Windenergie dementsprechend am intensivsten abgeschöpft wird. Für ganz Deutschland ist mit dem Ergebnis dieser Studie ein klarer Zusammenhang zwischen der rückläufigen Windgeschwindigkeit und der massiv betriebenen Abschöpfung von Windenergie aus der Atmosphäre hergestellt:
Die Windparks werden zum Opfer einer atmosphärischen Windberuhigung, die sie selbst erzeugt haben
Bereits eine vor mehr als zwei Jahren veröffentlichte Studie des „Institute of Atmospheric Physics, der Chinese Academy of Sciences“ (Huang et al.), Peking, kommt zu dem Ergebnis, dass die kontinuierliche Abnahme von atmosphärischem Wind auf der Nordhalbkugel ein weit verbreitetes und inzwischen potentiell globales Phänomen ist. Das Phänomen wird auch als „globale terrestrische Windberuhigung“ (Global terrestrial stilling) bezeichnet.
In China, dem Land mit der weltweit stärksten Windstrom-Kapazität, verzeichnen die Regionen mit gigantischen kommerziellen Windparks in den Arealen mit großen Windenergie-Reserven durchweg die größten Rückgänge an oberflächennaher Windenergie. Auch in Europa haben 50 Prozent der beobachteten Stationen seit 1979 über 30 Prozent des Windkraftpotentials verloren.
Dieser seit 40 Jahren anhaltende Trend steht im Gegensatz zu den „Untersuchungen des geostrophischen Windes über der deutschen Bucht seit 1880. Dabei zeigten sich jeweilswindschwächere und windstärkere Perioden, zwischen denen 20- oder 30- jährige Ab- bzw. Zunahmen erkennbar sind“.
Demnach hätte längst eine Umkehr der rückläufigen Wind-Entwicklung eintreten müssen. Diese deutet sich aber keinesfalls an. Es muss hier also ein Faktor wirksam sein, der die Umkehr des negativen Wind-Trends verhindert, so dass sich die kontinuierliche Abnahme der mittleren Windgeschwindigkeiten immer weiter fortsetzt.
Für Schleswig-Holstein kommt noch hinzu, dass der Wind laut IWR-Windertragsindex besonders stark an der Küste abgenommen hat, und zwar zwischen 2008 und 2017 um ca. 7%, im Landesinnern dagegen nur um ca. 5%, beides im Vergleich zum Jahrzehnt davor. Die stärkere Abnahme der Windgeschwindigkeit an der Küste – verglichen mit dem Inland – dürfte auf die windabschattenden Effekte der Nordseewindparks und der besonders zahlreichen Küstenwindparks zurückzuführen sein.
Hindernisse entziehen dem Wind direkt keine Energie. Lediglich die dort entstehenden Turbulenzen entziehen der Luftströmung Energie. Im Gegensatz dazu wird bei der Windstromerzeugung ein wesentlicher Teil der Windenergie (max. 59,3 %) direkt abgeschöpft und verbraucht. Auch die verlangsamten und turbulenten Strömungen (Windschleppen) im Lee der WKA entziehen dem Wind Energie – an Land in einer Länge bis zu 30 km, über dem Meer bis zu 100 km. Beide Effekte verlangsamen zwangsläufig über große Regionen hinweg den Wind.
Weniger Wind = weniger Regen
Der abgeschöpfte Wind , der an immer mehr Standorten und daher in zunehmendem Ausmaß in den regionalen und globalen Windsystemen fehlt – hat katastrophalen Folgen: Weniger Wind = weniger Regen = Dürre und Bodentrockenheit, Waldsterben, Ernteeinbußen = weniger Verbreitung von Pollen und Samen = weniger Verjüngung der Vegetation.
In Deutschland mit seinen 30.000 Anlagen im Inland und rund 1600 Offshore-WKA gibt es kaum noch ausreichend große Regionen für eine Erholung der natürlichen atmosphärischen Strömungen von der Bremswirkung der Windparks. Infolge der starken Konzentration von Windparks kann die wärmere Bodenluft in diesen Regionen nachts nicht mehr aufsteigen, so dass dadurch ein vergleichsweise höherer Temperaturanstieg in Deutschland provoziert wurde (Vertrauliche Mitteilungen aus Politik, Wirtschaft u. Geldanlage, Nr. 4356, betr.: D. Keith & Lee Miller, Joule 04.10.2018). Für 2018 wurde ein, im europäischen Vergleich überdurchschnittlicher Temperaturanstieg von 0,24 ° C berechnet, der auf die 30.000 WKA an Land zurückgeführt wird.
Im Januar gab German Watch bekannt: Deutschland liegt auf Platz 10 der weltweit am meisten vom Klimawandel (= Temperaturanstieg, Dürre) betroffenen Ländern. Warum ausgerechnet Deutschland? fragen sich Klimaschützer, die die wahre Ursache einfach nicht in Betracht ziehen wollen. Antwort: Weil hierzulande im Verhältnis zur Land- und zur Seefläche die meisten Windräder weltweit installiert wurden. Wochen- oder monatelange Trockenheit sind hier im Raum Hamburg seit einigen Jahren Normalzustand fast das ganze Jahr hindurch. Damit einhergehend bemerken wir im ehemals windigen Norden eine nie gekannte Windstille jetzt auch im Herbst und Winter. Kein Landregen mehr und „Schietwetter“ nur noch an wenigen Tagen – das gehört zur Symptomatik des versiegenden Windes.
Vor allem in der Nacht wird durch die WKA an Land ein Absinken der Temperaturen verhindert. Die Erwärmung durch statische Dauer-Hochdruckgebiete über Deutschland machte an den Grenzen nicht Halt. Dies belegt eine Mitteilung des Königlich-Niederländischen Meteorologischen Instituts vom 05.01.2021: „Die Temperatur in den Niederlanden ist in den letzten drei Jahrzehnten um durchschnittlich 1,1 ° C gestiegen (!!). Das ist mehr als doppelt so viel wie der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur im gleichen Zeitraum.“
Wind bringt Regen. Standortgebundener Entzug von Windenergie hat den Klimawandel bereits verstärkt, anstatt ihn einzudämmen: Geschwächte atlantische Tiefdruckgebiete während der Wachstumsperiode geben den Raum frei für statische Hochdruckgebiete und bewirken so einen existenzbedrohlichen Verlust oder gar ein Versiegen der Niederschläge wie 2018 in Deutschland und einigen angrenzenden Ländern. Dass dieser Zusammenhang an verantwortlicher Stelle dennoch nicht erkannt oder unterschätzt wird, beruht auf der fatalen Fehlannahme, dass Windenergie-Abschöpfung nicht klimaschädlich sei, egal in welchem Umfang.
Wind und Wasser sind zwei voneinander untrennbare Ressourcen! Ebenfalls wissen Politiker, Wissenschaftler, Journalisten und die Interessenten der Windindustrie, dass die Abschöpfung von Windenergie in Zusammenhang mit der immer stärker ausgeprägten Windberuhigung steht. Eigentlich müsste den Verantwortlichen daher klar sein, dass ein fortgesetzter exponentieller Ausbau der Windenergie, wie er aufgrund des europäischen „Green Deal“ geplant ist, ein Abschalten des natürlichen Windhaushalts bedeutet, das sehr bald in eine Katastrophe münden wird – wenn uns nicht die Katastrophe bereits eingeholt hat! Die plötzlich virulent gewordene Dürre der letzten drei Jahre sollte doch allen Verantwortlichen als allerletzte Warnung dienen.
Der zeitlichen Zusammenhang zwischen dem exponentiellen Zubau der Windstromkapazität in Deutschland und dem Ausbruch der schweren Dürre – mit nie gekannter Wassernot ausgerechnet während der Wachstumsperiode – 2018, 2019 und 2020 ernst zu nehmen: 2010: 26,86 GW, 2014: 38,16 GW, 2017: 53,3 jeweils an Land, 2019: 61,3 GW und 2020: 65,3 GW Windstromkapazität an Land u. offshore.
Dessen ungeachtet planen Politik und Windindustrie einen weiteren exponentiellen Zubau an WE-Kapazität an Land und vor allem offshore: länderübergreifend allein 300 GW auf Nord- und Ostsee. Das würde zweifellos den Tod der Meeresumwelt in der Nordsee und großen Teilen der Ostsee bedeuten. Tatsächlich würde sich der Ausbau der WE auf dieses Ziel wie ein Brandbeschleuniger der Dürre-Katastrophe auswirken, die uns 2018 bereits eingeholt hat.
Nach wie vor herrscht in Deutschland und ganz Europa eine Tabuisierung von Ursache und Wirkung, d.h. eine Verweigerung der Anerkennung des Zusammenhangs zwischen der exponentiell betriebenen Windenergie-Abschöpfung und der dadurch provozierten Windflaute. Der geschwächte Wind wiederum verstärkt den Klimawandel, indem er Raum freigibt für statische Hochdruckgebiete und wochenlange Dürren fast das ganze Jahr hindurch. [Gastautor Dagmar Jestrzemski]
Den gesamten Text von Dagmar Jestrzemski können Sie hier lesen.
Quelle: https://eifelon.de/umland/windsterben-durch-windkraft.html