Kein Zwang, aber jede Menge Probleme

Veranstaltung der Stadwerke Tübingen am 7.12. – diesmal in Lustnau

Am 7.12. haben die Stadtwerke Tübingen (swt) in der Lustnauer Turnhalle den gleichen Vortrag gehalten, wie eine Woche vorher im Wankheimer Feuerwehrhaus. Nur, dass von den wenigen Anwesenden – etwa 50 Personen – die überwiegende Mehrheit keine Fans von dem Projekt sind. Viele hatten Warnwesten an, um Ihren Unmut zu demonstrieren. Die Begrüßung von OB Boris Palmer fiel kurz aus, es folgte der Vortrag vom Projektleiter bei den swt Michael Krieger. In geübter Gelassenheit erklärte er die einzelnen Schritte und Probleme der bisherigen Planung.

Bundeswehr und weitere offene Punkte

Nur in einem Nebensatz wird erwähnt, dass noch keine Freigabe der Bundeswehr erfolgte. Die drei geplanten Anlagen liegen nämlich in einem Fluggebiet der Luftwaffe. Wird dieses nicht verlegt, darf der Windpark nicht gebaut werden. Auch die anderen Probleme wie Abstände zu Wohngebieten, Lärmschutz, Artenschutz, Naturschutz, Landschaftsästhetik, Recycling, Flächenverbrauch und sonstige Emissionen werden von Krieger lässig „beantwortet“ oder gar nicht erst erwähnt.

Der Abstand zur Aspenhausiedlung in Wankheim beträgt nur wenige hundert Meter, dort liegt der Grenzwert für Lärmbelästigung bei sehr leisen 35 dB. Angeblich lässt sich das ganz einfach über die Betriebsmodi der Anlage lösen. Dass dieser dauerhafte nächtliche „Schleichbetrieb“ aber massiv die Erträge mindern könnte und die Anlagen damit noch ineffizienter werden, wird nicht erwähnt. Ebenso wird die Artenschutzproblematik geleugnet. Beobachtungen haben ergeben, dass in diesem Gebiet streng geschützte Arten wie der Rotmilan leben. Auch das soll mit einer Vogelerkennung und Abschaltbetrieb „gelöst“ werden. Einbußen beim Ertrag? Keine Aussage des Projektleiters.

Palmer: „Infraschall ist Humbug und ich diskutiere nicht mehr darüber“

Nach dem kurzen Vortrag ging es in die Diskussion. Jeder konnte zum aufgestellten Mikrofon gehen und eine Frage an den Bürgermeister oder die swt stellen. Der Geschäftsführer der swt Ortwin Wiebecke stand ebenfalls zur Beantwortung von Fragen zur Verfügung. Es wurden viele Fragen sowohl allgemeiner Natur zum Thema Windenergie als auch speziell dieses Projekt betreffend gestellt. Bis auf die Wortmeldungen von zwei Personen, waren die Fragen ausschließlich kritisch und die Beantwortung ungenügend bis arrogant. Eine besorgte Lustnauerin sprach das Thema Infraschall und Schall an. Die Beantwortung riss Herr Palmer an sich und weigerte sich, diese zu beantworten. „Infraschall ist Humbug und ich diskutiere nicht mehr darüber“ Getreu dem Motto „Alle Wissenschaftler sind sich einig“. Die Rückmeldung zum Thema Schall ging beim anschließenden Schlagabtausch gänzlich unter. Selbst ein Befürworter von Windenergie im Allgemeinen zeigte sich kritisch diesem Projekt gegenüber. „Aber Wald dafür abzuholzen kann ich nicht gutheißen“.

Die Diskussion wurde von Moderator Boris Palmer nach einiger Zeit von allgemeinen Windenergiefragen auf projektspezifische Fragen eingeschränkt und dann gegen 22:00 Uhr von ihm sichtlich aufgeregt beendet.

Nur die höchsten Strompreise der Welt machen die Windkraftprojekte rentabel

Zusammenfassend scheinen zwei Argumente, welche für diesen Windpark sprechen übrig zu bleiben. Zum einen der Glaube daran, mit der „dümmsten Energiepolitik der Welt“ das globale Klima beeinflussen zu können. Und zum anderen, die durch diese Ideologie geschaffenen Bedingungen (wie zum Beispiel die höchsten Strompreise der Welt), die dieses Projekt für die swt scheinbar rentabel machen. Dagegen steht eine schier unendlich lange Liste an Argumenten, die sowohl gegen die Nutzung von Windenergie allgemein als auch besonders gegen den Windpark Großholz sprechen.

Eine Frage bleibt jedoch offen: Werden die Stadtwerke Tübingen und Boris Palmer den Windpark Großholz gegen den Willen der Anwohner und Bürger durchdrücken? Bei einer ähnlichen Veranstaltung zu einem Windpark in Starzach verneinte er dies. Er wolle dann aber „die bisherigen Planungskosten der Gemeinde Starzach in Rechnung stellen“. Das wäre jedenfalls das geringere Übel als mit hässlichen Windrädern vor der Tür zu dieser fatalen Energiewende beizutragen.