Feuerwehrhaus ist voll

2. Veranstaltung von PRO NATUR HÄRTEN rund um das Thema Windenergie (Teil 1)

Full-House im Feuerwehrhaus Wankheim am 18. Oktober 2023. Eingeladen hatte die BI PRO NATUR HÄRTEN. Gastredner war der Experte und der Kenner der Szene rund um Energie und Energieerzeugung Prof. Dr. Michael Thorwart. Über 130 Interessierte fanden sich im Feuerwehrhaus ein. In der letzten Reihe mussten die Tische als Sitzgelegenheit herhalten.

Die Position von PRO NATUR HÄRTEN

Hermann Schäffer begrüßte die Anwesenden und gab zunächst etwas Hintergrundinformation zum Vorhaben der Stadtwerke Tübingen, auf der Gemarkung Härten/Großholz drei Windräder aufstellen zu wollen. Er machte die Postion von PRO NATUR HÄRTEN klar, die sich gegen das Projekt ausspricht. Die Gründe: zu nahe an der Wohnüberbauung mit 700m Abstand, die dabei zu erwartende Lärmproblematik bei 108 db am Rotor. Das sei lauter als ein Motorrad. Auch sieht er den enormen Flächenverbrauch. So benötigt ein Windrad die Fläche von der Größe des Gewerbegebiets Helleräcker am Ortseingang von Wankheim. Auch wundert er sich, dass der Gemeinderat einerseits Bauanträge akribisch in stundenlangen Diskussionen prüft, aber ein Projekt dieser Größenordnung an einem Abend durchwinkt, und das nahezu einstimmig.

Sodann stellte Dr. Egbert Degner den Prozess eines Bürgerbegehrens vor und erläuterte die Unterschriftenliste.

Brennwert von Schokolade und Windkraft – so schaut’s aus!

Prof. Dr. Michael Thorwart begann seinen Vortrag mit einem kleinen Seitenhieb auf die Presse. Da hatte sich etwas angestaut. Sodann begann aber für viele Interessierte ein sehr, sehr lehrreicher Abend. Herr Thorwart startete mit dem Bild einer Rittersport-Schokolade. Dabei ging es ihm um die Energie oder Energiedichte bzw. Brennwert, der in diesem Stück steckt. Die Maßeinheit dazu ist heute das Joule. Seine Berechnung basierte zum Vergleich mit anderen Energieträgern auf dem Wert von 1 Kg. Dabei ging die Schokolade gleich mal mit 23 MJ pro Kilogramm in Vorlage. Die Windkraft kommt abgeschlagen mit 0,46 MJ/Kg daher. Biomasse 4 MJ/kg, Holz bringt es auf 17 MJ/Kg, Steinkohle 34 MJ/Kg, Öl bei 43 MJ/KG, Gas bei 50 MJ/Kg und am Ende der Kette das Atom mit sagenhaften 640.000 MJ/Kg. Damit haben erneuerbare Energien (Wind, Solar) eine 100 mal kleinere Energiedichte als fossile Energieträger (Kohle, Gas, Öl) und eine 1 Million mal kleinere Energiedichte als Kernkraft.

Hohe Anzahl von Windkraftanlagen erforderlich und trotzdem nicht grundlastfähig

Aufgrund des geringen Brennwertes von 0,46 MJ bei Windkraft wird sofort klar, dass es einerseits einer sehr großen Anzahl von Windrädern bedarf, um die Versorgung sicherzustellen, > 100.000 Windräder. Gleichzeitig entsteht bei so vielen Windrädern ein sehr hoher Materialaufwand und ein beträchtlicher Flächenverbrauch wie Prof. Thorwart weiter ausführte. Man denke an die Einführung von Hermann Schäfer, pro Windrad die Fläche vom Gewerbegebiet Helleräcker. Nun ist es so, dass wir heute bereits in Deutschland eine installierte Leistung von Windkraft und Solar über unserem Bedarf haben. Und trotzdem reiche es nicht zur Grundlastfähigkeit bei den Erneuerbaren wie Herr Thorwart feststellt. Als Grundlastfähigkeit wird die Fähigkeit eines Energieerzeugers zur dauerhaften Bereitstellung von elektrischer Energie bezeichnet.

„Flatterstrom“ oder die Volatilität von Windkraft

Grund für die Nicht-Grundlastfähigkeit von Windkraft ist, wie er darlegte, der sogenannte „Flatterstrom“ bzw. die Volatilität von Windkraft. Dazu lieferte der Referent eine Reihe von Statistiken, man kam kaum hinterher. Er zeigt das anhand von Grafiken, die die Lücke zwischen Strombedarf und den Anteil von Windkraft in bestimmten Monaten darlegte. Ein Beispiel: Im Dezember 2022 gab es in den ersten zwei Wochen schlichtweg keinen Wind. Hier war der Bedarf bei rund 65.000 Megawatt pro Tag, Wind und Solar lieferten vom 1. bis 17. Dezember lediglich durchschnittlich 10.000 Megawatt pro Tag. Hier mussten konventionelle Kraftwerke sowie Stromimporte die Lücke schließen. Deutschland ist inzwischen Netto-Importeur von elektrischer Energie so sein Fazit.

Diskussion

Während des Vortrags gab es bereits Fragen aus dem Publikum. Auch im Anschluss kam es zum Teil zu hitzigen Diskussionen. Man merkt das Thema ist emotionsgeladen. Befürworter und Gegner schenkten sich nichts. Am Ende lässt sich sagen: die Veranstaltung war zwar kostenlos, aber ganz und gar nicht nicht umsonst.

Weitere Schwerpunkte des Vortrags in Teil 2

Weitere Schwerpunkte seines Referates waren der Windatlas, Entsorgung von Windradmüll, Strompreisentwicklung Einkauf seit 2010, Kernkraft als Lösung mit der Generation IV. Lesen dazu den Teil 2 in der kommenden Woche.